In meinen ersten Lebensjahren hatte ich Stoffwindeln und dennoch habe ich 12 Jahre lang Plastikbinden benutzt. Nicht nur, unbequeme Ökovarianten waren auch dabei, Tampons und meinen Divabecher habe ich nun auch schon seit sechs Jahren, aber immer wieder habe ich einen Haufen an Plastik verbraucht um diesen innerhalb weniger Stunden vollzubluten. Natürlich jede Binde hygienisch einzelnd in Plastik verpackt – habe ich doch die dicken, nicht extra verpackten meiner Mutter gehasst. Aber dann, 2014 war das glaube ich, las ich über genähte Stoffbinden. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Aber ja doch, das ist die Lösung. Also allerlei über Stoffbinden gelesen im WorldWideWeb. Unsicher. Kostenfaktor wirkte so hoch (als Studentin). Dann kam mein monatelanger Auslandsaufenthalt (da nehme ich doch nicht noch zusätzliches Gepäck mit…). Zurück in Deutschland gab es keine Ausreden mehr. Ich bestellte fünf verschiedene Größen bei Libadi. Netter Kontakt, Preise fair, Stoffauswahl für mich schrecklich (zumindest damals). Als das Päckchen ankam und ich es öffnete, musste ich lachen. Riesig waren diese Teile, dick und bunt. Auweia. Aber ich gewöhnte mich schnell daran und wollte mehr, aber dann waren die Wartezeiten plötzlich bei 30 Tagen (habe Sonderlängen gewollt). Da dachte ich mir, ja, das habe ich ja schneller selbstgenäht. Saugstarkes Bambusfleece und PUL (beschichteter Stoff, sodass die Nässe nicht durchgeht, aber der Schweiß schon) bestellt, gewaschen und dann – Stillstand. Ach, mist. Also habe ich etliche Monate mit fünf Binden, DivaCup und wenigen Plastikbinden verbracht. Gerne die Stoffbinden extra gewaschen, damit ich sie schnell wieder anziehen konnte. Umständlich! Und dabei hatte ich ja alles da.
Nun, denn, diesen Sommer war es dann endlich so weit. Schnittmuster gemacht und zugeschnitten. Ich hatte viel zu wenig saugstarken Kernstoff! Also habe ich, wie so oft gelesen, alte, löchrige, fleckige Handtücher (die kleinen Gästehandtücher in unmöglicher Farbe von der Großmutter meines Freundes geerbt) hergenommen.
Mein Flanell war auch viel zu wenig, sodass viele wieder verschnittene Frotteehandtücher als Unterseite bekommen haben. Plastikfleece wie meine bei Libadi gekauften, wollte ich nicht benutzen. Viel zu warm, zu dick und zu viel Plastik. Flanell ist ideal. Hat wer alte Flanellhemden für mich??
Am tollsten, angenehmsten und unauffälligsten sind die Slipeinlagen (S) aus zwei Lagen Flanell und einem Bambusfleecekern.
Sechs Stück habe ich mir daraus genäht + einer von Libadi sind es 7. Die nutze ich als Backup für den Mensturationscup, wenn die Periode langsam mal kommen sollte, am Pausetag (mein 4.Tag) und am Ende, falls noch kleine Schmierblutungen kommen sollten. Zusammengefalten fallen sie auch nicht in der Hosentasche dick auf. Auch praktisch: falls es doch stärker sein sollte und ich keine anderen Stoffbinden dabei habe, kann ich auch einfach zwei Slipeinlagen übereinander in meinem Slip legen und habe somit einen doppelten Boden. Den Stoff finde ich allerdings nicht soo hübsch, aber ich hatte Pech (bzw. war zu geizig) und die Flanellstoffauswahl war zu klein und so waren auf dem wenigstens Eulen drauf (unirot wäre mir aber am liebsten gewesen).
Die nächste Größe M habe ich viermal genäht (zwei ähnliche habe ich noch von Libadi) und besteht i.d.R. aus einer Schicht Baumwolle (für alle Binden habe ich rote Reststoffe in passender vernäht), einmal Bambusfleece, einmal schmal Frottee, einmal PUL und ein weiteres Mal Frottee (damit es im Slip nicht rutscht ists besser als Baumwolle).
Ideal für die leichten bis mittleren Tage. Außerdem wie die S vorne und hinten gleich lang (d.h. wenns mal eng wird und man nix weiteres dabei hat, hilfts oft einfach vorne mit hinten zu wechseln…nicht perfekt, aber besser als nur eine Stelle vollzubluten).
Die nächstgrößere Binde ist in der Größe L.
Diese ist für die starken Tage oder auch mal in einer mittleren Nacht und ich habe sie zweimal genäht (und habe noch eine ähnliche von Libadi). Sie bestehen aus einer Schicht Baumwolle, einmal Bambusfleece, zweimal schmal Frottee (bzw. einmal Molton), einmal PUL und ein weiteres Mal Frottee bzw. Flanell (dadurch gleich viel dünner!).
Die größte Größe ist XL und fühlt sich wirklich wie eine Windel an – finde ich zumindest. So stelle ich mir das zumindest vor. Hinten schon lang und breit. Aber hey, perfekt für die Nacht, da verrutscht nix. Davon habe ich mir eine genäht (eine ähnliche hatte ich von Libadi schon):
Eine Schicht Baumwolle, dreimal schmal Bambusfleece, einmal PUL und einmal Molton.
So und weil ich schon dabei bin über so intime Dinge zu reden, wie läuft das mit dem Waschen? Ich falte die Binden nach dem Gebrauch zusammen und werf sie einfach in den luftdurchlässigen Wäschekorb. In der Regel wasche ich am Wochenende nach der Regel eine Kochwäsche. Also bleiben die Stoffbinden nicht lange in der Wäsche. Durch das Falten wird auch nix blutig und trocknen tut das auch ganz schnell. Riechen tuen die auch nicht (ganz im Gegensatz zu den Plastikbinden oder Tampons)! Am Abend vor der Wäsche kommen die Binden aufgeklappt in einen Eimer mit kalten Wasser. Vor dem Waschen drücke ich sie alle noch einmal im Waschbecken aus (welche tolle Wasserfarbe ;)) und gebe sie zur übrigen Kochwäsche bei 60° oder 90° C. Und dann wasche ich sie ganz einfach mit Kochwaschmittel (ohne Weichspüler! – den brauch ich eh nicht) und hänge sie danach auf.
Basta. Einfach. Relativ unkompliziert und ohne Ekel. Ich koche auch meine Menstruationstasse in einem normalen Kochtopf aus, ohne dass es wen interessiert (Freundin will sich dafür extra einen Topf kaufen…hallo? Das wird abgekocht!). Ich werde auch die Stoffbinden meiner Kinder einfach mitwaschen. Kochwäsche natürlich. Ganz einfach. Manchmal sind Flecken auf manchen Binden. Aber meistens nicht. Nur eher auf den hellen, die könnten in der Sonne geblichen werden, aber ich habs doch lieber rot, also rote Binden, die fallen in meinen roten Slips nicht so auf ;).
Ich bin glücklich mit meiner Entscheidung für die nächsten 25 Jahre keinen weiteren Sondermüllabfall durch Plastikbinden oder Tampons zu machen. Bei Bedarf nähe ich mir weitere Stoffbinden oder besorge mir irgendwann eine neue Menstruationstasse. So einfach kann die Monatshygiene sein. So einfach möchte ich sie meinen Töchtern (falls ich mal welche bekomme) näherbringen. Und kann nur allen Frauen empfehlen, es auch so zu probieren. Wer eh gerne Binden trägt, der solle es probieren. Wer von Tampons auf Stoffbinden umsteigen will, wird gewisse Probleme haben – da sei der Cup mehr zu empfehlen. Achja, ganz plastikfrei ist meine Variante mit PUL nicht, aber eindeutig extrem plastikreduzierend. Ohne gehts bei mir leider nicht wirklich.
Wer meine superlangen Stoffbinden nachnähen möchte, kann sich hier meine Schnittmuster runterladen. Die Nahtzugabe von einem Füßchenbreit (0,5-0,7 cm) ist schon inbegriffen. Zeigt mir gerne eure genähten Werke und versteckt euch damit nicht! Monatlich zu Bluten ist normal und nicht unnormal! Steht dazu und macht es euch so schön wie möglich!
Und weils mir geholfen hätte, noch einmal meine Binden:
7x S
6x M
3x L
2x XL
für einen leichten Anfang, dann 2-3 starke Tage und min. eine starke Nacht, einen Tag Pause und einen leichten Tag zum Schluss und ab und an Schmierblutung im Anschluss. Je nachdem bleiben auch einzelne Binden nach einer Periode unbenutzt, insbesondere wenn ich auch meinen DivaCup benutzt hatte. Aber lieber etwas mehr, für ganz heftige Blutungen, als weiter zuknapp.
Da das Ganze einfach nachhaltiges (besseres) Leben darstellt, verlinke ich es bei EiNab (einfach.nachhaltig.besser.leben) und da es eindeutig für mich ist, auch noch bei RUMS.
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